Der Tod eines nahen Angehörigen löst eine Mischung intensiver Emotionen aus. Im Vordergrund steht meist eine tiefe Traurigkeit, aber auch Wut, Schuldgefühle, Verzweiflung, Erleichterung oder Angst kommen vor.
Jeder Mensch trauert anders. Wie unterschiedlich die Trauer ausfallen kann, zeigen die folgenden Zitate von Menschen, die eine nahestehende Person verloren haben.
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- Überlegen Sie nicht, ob ein Gefühl unangebracht ist! Alle Emotionen haben ihre Berechtigung.
Wie gehe ich mit der Trauer um?
Die Verarbeitung von Trauergefühlen ist wichtig. Die Psychotherapeutin Verena Kast hat viele trauernde Menschen begleitet und unterscheidet 4 Trauerphasen.
Die Internetseite der Johanniter enthält eine Zusammenfassung der Trauerphasen nach Verena Kast.
Jeder Mensch trauert anders. Lassen Sie sich nicht verunsichern, falls Sie sich keiner Phase klar zuordnen können. Aktuelle Forschungsergebnisse zeigen, dass Trauer nicht zwangsläufig bestimmten Phasen folgt, sondern wellenförmig verläuft.
Im Buch „Die andere Seite der Trauer“ fasst Trauerforscher George A. Bonanno seine Erkenntnisse zusammen (S. 16 f.):
„Einer der konstantesten Befunde lautet, dass Trauer keine eindimensionale Erfahrung ist. Sie ist weder für alle gleich noch gibt es Anzeichen für bestimmte Stadien, die jeder durchlaufen müsste. Vielmehr weisen die Trauerreaktionen Hinterbliebener langfristig unterschiedliche Muster und Verläufe auf. […] Die gute Nachricht für die meisten von uns lautet, dass Trauer weder etwas Übermächtiges noch etwas extrem Langwieriges ist.“
Sorgen Sie gut für sich. Hobbies und schöne Aktivitäten helfen, das eigene Leben wieder anzugehen. Mehr dazu erfahren in unserem Themenbereich „Ich bleiben“.
Das Lebensende zu begreifen und gleichzeitig die eigene Endlichkeit zu spüren – das ist einschneidend. Unter den folgenden Links erhalten Sie bei Bedarf Unterstützung.
Wenden Sie sich online oder per Telefon unter 0800 – 111 0 111 an die TelefonSeelsorge©, wenn die Trauer Sie zu erdrücken droht.
Auf der Internetseite Trauergruppe.de finden Sie ein Verzeichnis von über 300 Trauergruppen und Trauercafés in Deutschland.
Die Trauer beginnt schon vor dem Tod
Renate Hirt ist hauptamtliche Koordinatorin für die ambulante Hospizarbeit in Kamp-Lintfort. Seit über 20 Jahren begleitet sie sowohl sterbende als auch trauernde Menschen. Hier erzählt sie von ihrer Erfahrung mit der Trauerarbeit.
Frau Hirt erklärt im Video:
Wie fühlt sich Trauer an?
Trauer ist die natürliche Reaktion der Menschen auf einen Verlust oder einen bevorstehenden Verlust. Und wir Menschen sind multidimensionale Wesen - also körperlich, seelisch, psychisch, sozial und je nachdem, was im Vordergrund steht, ja, so fühlt sich die Trauer halt anders an. Manche haben körperliche Symptome, dass sie Magenschmerzen haben, Unruhe, Schlaflosigkeit - das steht dann im Vordergrund. Bei anderen ist es die Psyche. Sie haben unfassbare Angst – Zukunftsangst. Manche haben auch richtige Wut, weil sie sagen: „Boah, jetzt hast du mich alleingelassen.“ Manchmal ist es auch Erleichterung. Wenn alte Eltern sterben, dann ist das so eine traurige Erleichterung irgendwie. Also wie fühlt sich Trauer an? So individuell wie jeder Mensch halt ist, ja.
Wie lange trauern wir?
Bei manchen Menschen haben wir das Gefühl, dass sie ganz lange in ihrer Trauer verharren und die reden ständig oder immer wieder von dem Verlust, den sie erlitten haben. Aber oft ist das die einzige Verbindung, die sie dann noch haben, zu dem Menschen, den sie verloren haben. Und die halten sie damit aufrecht, dass sie diese Gefühle äußern, diese Emotionen äußern. Und ich, wenn ich ihnen begegne, dann geht es nicht darum zu sagen: „Ach, es ist schon acht Jahre her.“, sondern es geht darum, dieses Gefühl zu würdigen. Hinzuschauen, was für ein Bedürfnis steckt dahinter, dass dieser Mensch immer wieder gerne und oft davon erzählt, von diesem Verlust und von dem Menschen, den er so geliebt hat.
Und Trauer ist ein Teil von mir. Das ist wie eine schwere Operation. Ich habe die Narbe. Mal spüre ich sie, mal nicht, aber sie ist da. Ein Verlust ist genauso. Und nicht einreden lassen es muss doch mal gut sein. Es ist nie gut. Nie. Nach drei bis fünf Jahren kann es mir gelingen, das Leben so neu zu gestalten, dass ich den Verstorbenen - wir reden jetzt ja von Verstorbenen - den Verlust so in mein Leben integriert habe, dass ich, es da ist einfach.
Wann beginnt Trauer?
Eigentlich schon dann, wenn ich weiß, dass mir ein Verlust bevorsteht. Also es ist nicht jemand ist tot und - zack - der andere ist traurig. Sondern, ich spreche sehr gerne von den Zukunftsfenstern, die sich schließen. Also wir haben eine Begleitung gehabt und als ich die Frau kennengelernt habe, stand der Wohnwagen, den sie sich drei Monate vor der Rente gekauft hatten vor der Tür. Und die Zukunft wäre gewesen mit der Ehefrau in der Rente – irgendwo das Klassische halt - Urlaub zu machen. Mit dem Wohnwagen wegzufahren. Es sollte ein neuer Hund angeschafft werden und als es klar war, die Frau ist lebensbegrenzend erkrankt, hat sich dieses Zukunftsfenster geschlossen und da bin ich total traurig. Ich bin traurig, weil das, was ich mir für meine Zukunft als Idee vorgestellt habe, nicht stattfinden kann. Mit diesem Verlust der Gesundheit, des Wohlbefindens, der eigenen Freizeit, all das. Also Trauer beginnt dann, wenn mir ein Verlust bevorsteht. Auch wenn ich einen Arbeitsplatz verliere. Nicht nur, wenn ich einen Menschen verliere. Sondern etwas, was mir immens wichtig ist.
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