Mit einfachen Mitteln Wohnraum anpassen
Manche Maßnahmen zur Verbesserung des Wohnraums sind einfach. Mit geringem Aufwand und geringer finanzieller Belastung können Sie die Situation verbessern.
Hilfsmittel zur Unterstützung der selbstständigen Mobilität können ärztlich verordnet werden, etwa ein Rollator, Rollstuhl oder eine mobile Rampe.
Was Sie sofort ändern können
Gerade für Menschen mit Gehstörungen sind freie und ebene Böden wichtig. Es kann sinnvoll sein, Teppichkanten zu befestigen oder Teppiche bzw. Läufer zu entfernen. Kostengünstige rutschhemmende Matten können für die Wege im Bad sinnvoll sein.
Entfernen bzw. verlegen Sie auch herumliegende Kabel und nehmen Sie Gegenstände aus den Wegen, insbesondere bei Treppenstufen und schmalen Bereichen in der Wohnung.
Liebgewonnene Möbel zu entfernen, kann schmerzlich sein. Schauen Sie gemeinsam, wo es sinnvoll ist, Mobiliar umzuräumen oder komplett zu entfernen. Betonen Sie die Vorteile wie mehr Bewegungsspielraum für das Gehen mit einem Rollator. Argumentieren Sie auch mit der verbesserten Möglichkeit, sich allein zu bewegen.
Wenn die körperliche Kraft manche Wege erschwert, ist es sinnvoll, unterwegs eine Pause machen zu können. Entscheiden Sie gemeinsam, an welchen Stellen eine Sitzgelegenheit sinnvoll erscheint. Ein solcher Platz kann eine Sturzangst reduzieren und Bewegungsanreize schaffen.
Wenn der Weg zur Toilette beschwerlich ist, kann vor allem nachts ein mobiler Toilettenstuhl gute Unterstützung bieten. Er kann ärztlich verordnet werden und ist auch als zusätzliche Sitzgelegenheit im Bad nutzbar.
Wenn das Treppengehen kaum noch möglich ist, kann es sinnvoll sein, den Lebensmittelpunkt für die pflegebedürftige Person in eine gut erreichbare Etage zu verlegen. Manchmal hilft es, einen Raum neu aufzuteilen und die Betten umzustellen. So erhalten Sie mehr Bewegungsraum und schaffen Platz für bettnahe Hilfsmittel. Möglicherweise verkürzen sich so auch die Wege.
Gerade Menschen mit Demenz haben häufig Schwierigkeiten, sich in der Wohnung zurechtzufinden. Verwenden Sie Farben für eine bessere Sichtbarkeit von Wohnbereichen. Dazu können Sie etwa eine Wand farblich hervorheben. Hilfreich sind auch Bildsymbole für Türen und Schränke. So können Sie auf die Toilette aufmerksam machen oder das Finden von Gegenständen in einem Schrank erleichtern.
Für manche Menschen verursacht es Unruhe, wenn sie nicht wissen, wo etwa der Schlüssel oder die Brille sind. In solchen Situationen unterstützt eine feste Ordnung das Auffinden. Einen einmal festgelegten Ort können Sie ggf. zusätzlich mit einem Bildsymbol beschriften.
Manche Haushaltsgeräte (gerade Herde) verfügen über eine Kindersicherung. Aktivieren Sie diese, um das versehentliche Anschalten zu verhindern.
Wenn es nötig ist, bestimmte Gegenstände unzugänglich zu machen (beispielsweise Reinigungsmittel), können Sie auch Schranksicherungen verwenden, die eigentlich zum Schutz von Kindern gedacht sind. Verschiedene Systeme finden Sie für relativ wenig Geld z. B. in Drogerie- oder Baumärkten.
Geben Sie sich Zeit, um Veränderungen vorzunehmen. Sie müssen nicht alles auf einmal ändern. Oftmals ist es gut, Schritt für Schritt kleine Veränderungen einzuleiten und zu schauen, ob sie etwas bewirken.
Veränderungen mit wenig Aufwand
Weitere Verbesserungen des Wohnraums gelingen mit einfachen Umbauarbeiten. Für manche Anpassungen benötigen Sie vielleicht etwas Unterstützung oder einen Handwerksbetrieb.
Schauen Sie gemeinsam, wo Ihnen eine bessere Ausleuchtung helfen könnte, sich sicherer zu fühlen. Tauschen Sie ggf. die Leuchtkörper in den Lampen, um ein helleres Licht zu erreichen und bedrohlich wirkende Schatten zu vermeiden. Zusätzlich helfen Bewegungsmelder und ein sanftes Licht, um etwa in der Nacht den Weg zur Toilette zu finden. Einfache Systeme, die man beispielsweise nur in die Steckdose stecken muss, gibt es in Baumärkten oder Einrichtungshäusern. Für aufwändigere Installationen kann eine Unterstützung durch einen Handwerksbetrieb sinnvoll sein.
Für Menschen mit einer kognitiven Beeinträchtigung ist es wichtig, sich unabhängig zu bewegen und zu handeln. Damit dies gelingt, wenn etwa das Risiko für das unbeabsichtigte Anschalten von Elektrogeräten steigt, können Schutzvorrichtungen helfen. Verschließen Sie beispielsweise offen sichtbare Steckdosen mit einer Abdeckung. Diese gibt es im Baumarkt. Mit Zeitschaltuhren können Sie die Gerätebenutzung begrenzen. Erschweren Sie den Zugang zu Medikamenten und Reinigungsmitteln mit abschließbaren Schränken (Kindersicherung). Gegen Verletzungen beim Anstoßen an Möbelkanten oder spitzen Ecken helfen Kunststoffteile zum Aufkleben, die Sie als Eckenschutz in Drogerien erhalten.
Vielleicht lässt sich ein problematischer Bodenbelag nicht einfach komplett ändern. Verbesserungen sind meist trotzdem möglich. Rutschige Teppiche können Sie mit einer Unterlegmatte sichern. Spezielle Befestigungen oder ein Klebeband können verhindern, dass eine Teppichkante, ein Läufer oder eine Fußmatte zur Stolperfalle werden. Ein spezielles Anti-Rutsch-Spray verringert die Rutschgefahr im Bad oder in der Küche auf Linoleum oder Fliesen. Für diese Maßnahmen finden Sie Materialien im Baumarkt.
Pflegebetten oder entsprechende Einlegerahmen, die in das vorhandene Bett eingebaut werden, erleichtern die Pflege. Sie sind elektrisch höhenverstellbar und können sowohl Sie entlasten als auch der pflegebedürftigen Person mehr Selbstständigkeit ermöglichen.
Pflegebetten werden ärztlich verordnet und über Sanitätshäuser ausgeliefert.
Für Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen helfen spezielle Orientierungsgeber. Hilfreich ist beispielsweise eine Wanduhr mit einer deutlichen Zeitanzeige vor einem auffälligen Hintergrund. Auch ein jahreszeitlich gestalteter Kalender kann die Zuordnung zum aktuellen Tag und zur Jahreszeit erleichtern. Solche Produkte gibt es im Handel.
Für manche Personen ist das Treppensteigen ohne Hilfe ein Risiko. Damit ein Fehltritt nicht zu einem Unfall mit Sturzverletzungen führt, kann ein Treppenschutzgitter helfen. Ein korrekt angebrachtes Schutzgitter kann unachtsame Bewegungen zur Treppe hin abfangen und sogar als Handlauf dienen, wenn man nur am Treppenabsatz vorbeilaufen möchte.
Wägen Sie die Eignung sorgsam ab. Schließlich möchten Sie nicht zu unbedachtem Übersteigen herausfordern oder die Bewegungsfreiheit einer Person einschränken, sondern das Gehen an der Treppe sicherer gestalten.
Der Einbau ist einfach und oft sogar ohne Anbohren der Wände möglich.
Es kann Menschen mit einer kognitiven Beeinträchtigung Orientierung geben, wenn bestimmte Wohnbereiche farblich hervorgehoben sind. Dies gelingt gut, wenn Sie zugleich die Ausleuchtung der Wohnbereiche anpassen. So können Sie beispielsweise durch eine in einer kräftigen Farbe gestrichene Wand und helle Beleuchtung die Aufmerksamkeit auf wichtige Räume oder Bereiche lenken. Neutrale Farben und weniger Licht können dabei helfen, bestimmte Räume aus der Wahrnehmung „verschwinden“ zu lassen.
Manche Menschen mit Pflegebedarf finden sich außerhalb ihrer Räumlichkeiten nicht zurecht, neigen aber trotzdem zum Verlassen der Wohnung. In solchen Fällen hilft ein einfaches Klangspiel. Das akustische Signal informiert Sie über eine Öffnung der Tür. Sie können es oberhalb der Wohnungstür anbringen, sodass es beim Öffnen angestoßen wird. In ähnlicher Weise lassen sich weitere Türen, etwa zum Keller oder in den Garten, ausstatten.
Weitere Ideen, mit denen Sie Menschen mit Demenz das Zurechtfinden in der Wohnung erleichtern können, zeigt Ihnen das Thema „Demenz verstehen” – Eintauchen in eine andere Welt“
Möbelfüße erhöhen – Sitz- und Liegehöhe anpassen
Geliebte Möbelstücke können in der Sitzhöhe angepasst werden, um etwa das selbstständige Aufstehen zu erleichtern. Die Erhöhung der Möbelfüße ist einfach und ohne großes handwerkliches Geschick möglich. Die notwendigen Möbelfüße gibt es im Baumarkt, im Möbelhaus oder im Online-Handel.
Wägen Sie die individuellen Bedarfe ab. Manchmal ist Kreativität gefragt, weil eine Standardlösung nicht funktionieren würde. Lassen Sie sich in einem solchen Fall unbedingt beraten, bevor Sie aktiv werden.
Die Bundesfachstelle Barrierefreiheit bündelt Wissen zum Thema Wohnraumanpassung. Sie informiert zudem über Anlaufstellen, die zum Thema Wohnraumanpassung beraten.
Gut gemeint ist nicht immer gut gemacht
Es gibt ein vielfältiges Angebot an elektronischen Hilfsmitteln. Die Bedienung ist einfach, oft zudem sprachgesteuert und leicht zu erlernen. Zu diesen elektronischen Hilfsmitteln gehört auch der Notfallknopf.
Zu Hause lässt sich über das Smartphone oder ein Tablet beispielsweise das Licht steuern. Dazu sind geringe technische Anpassungen notwendig. Weitere Smart-Home-Anwendungen unterstützen die Heizung oder bewegen die Außenrollos. Möglich sind zudem spezielle Sensoren, die Bewegungen in einem Raum einordnen und erfassen, ob eine Person gestürzt ist. Auch Bewegungsmelder oder eine kameragestützte Überwachung, etwa im Eingangsbereich einer Wohnung, sind denkbar.
Aber Achtung! Manche Veränderungen können als Kontrolle und Überwachung verstanden werden. Andere wirken überfordernd, weil technisches Wissen fehlt. Hier ist es wichtig, sensibel miteinander abzuwägen, welche Maßnahmen in Ihrer Pflegesituation wirklich eine Verbesserung bewirken.
Ein Hausnotrufgerät kann die Sicherheit bieten, im Notfall mit einem Knopfdruck Hilfe rufen zu können. Die Bedienung ist sehr einfach und das Gerät wird von Profis am bestehenden Telefonanschluss installiert. Die Barmer informiert in einer Broschüre zu den Finanzierungsmöglichkeiten über die Pflegekasse.
Beate M., 69 Jahre, berichtet:
Mein Mann hat in der Frühphase seiner Erkrankung eine Anrufuhr verwendet. So konnte er sich draußen frei bewegen und mich anrufen, wenn er die Orientierung verloren hatte. Die Uhr verfügt über einen Ortungssensor. Ich konnte dann auf meinem Smartphone sehen, wo er sich gerade aufhielt. Meist hat er dort auf mich gewartet und ich habe ihn abgeholt. Dieses Vorgehen haben wir vorher besprochen, damit er sich nicht überwacht fühlt.
Tipp aus der Redaktion:
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„Ich pflege – auch mich“