Eine junge Frau sitzt im Schneidersitz am Boden und liest in einem Buch. Neben ihr sind verschiedene Bücher gestapelt. Im Hintergrund stehen Regale voller Bücher.

Ausgewählte Krankheitsbilder und Behinderungen Teil 1

In diesem Kapitel stellen wir ausgewählte Diagnosen vor, die häufig im Zusammenhang mit Pflegebedürftigkeit stehen. Sie erhalten einen Überblick über die Symptome und Behandlungsmöglichkeiten sowie weiterführende Informationen. Die nachfolgend beschriebenen angeborenen und erworbenen Erkrankungen, Beeinträchtigungen oder Behinderungen sind nach dem Alphabet sortiert. Die Informationen erheben keinen Anspruch auf vollständige Darstellung und ersetzen keine fachärztliche Betreuung und Diagnosestellung.

Bei jeder Erkrankung können Notfälle auftreten. In den Modulen „Häusliche Notfälle meistern“ und „Besondere Notfälle meistern“ gibt es dazu weitere Informationen sowie Tipps zur ersten Hilfe.

Ausgewählte Erkrankungen des Muskel-Skelettsystems

Das Muskel-Skelettsystem besteht aus Knochen, Gelenken und den sie umgebenden Muskeln. Es bildet das Gerüst, das Bewegung ermöglicht.

Erkrankungen am Muskel-Skelettsystem können die Beweglichkeit einschränken, Schmerzen verursachen und die betroffenen Gelenke verdicken bzw. verformen. Viele Krankheitsbilder sind dauerhaft (chronisch) und das Beschwerdebild kann im Verlauf zunehmen.

Mögliche Beschwerden

Eine ältere Frau mit einem Regenschirm schaut nachdenklich in Richtung Himmel.

Manche Menschen beschreiben Veränderungen des eigenen Beschwerdebildes im Zusammenhang mit der Wetterlage. Sie sind „wetterfühlig“. Das Phänomen beruht auf einem individuellen Empfinden, eine wissenschaftliche Erklärung gibt es aktuell nicht. Betroffene spüren etwa bei Temperaturschwankungen oder Luftdruckänderungen Gelenk- oder Kopfschmerzen oder leiden unter Schlafstörungen.

Beschwerden am Muskel-Skelettsystem können tagesformabhängig stark schwanken. Ob Beschwerden zu- oder abnehmen, ist auch von den Belastungen des vorherigen Tages abhängig.

Rheumatoide Arthritis - Rheuma

Icon der Knochen einer Hand

Bei einer rheumatoiden Arthritis verursachen Prozesse im Immunsystem Entzündungen einiger Gelenke. Betroffen sind oftmals die Hand- und Fußgelenke. Auch Gelenkverformungen sind mit der Zeit möglich. Die Krankheit ist chronisch und verläuft in Phasen mit akuten Beschwerden wie Schmerzen, Gelenkschwellungen und Bewegungseinschränkungen sowie Phasen, in denen die Betroffenen recht beweglich sind und kaum Beschwerden verspüren.

Die Rheuma-Liga e. V. hält umfangreiche Informationen für Betroffene und Interessierte bereit.

Die Rheuma-Liga e. V. gibt ebenfalls Tipps, wie Bewegung in den Alltag integriert werden kann.

Arthrose

Icon der Knochen am Kniegelenk

Arthrose ist eine Verschleißerkrankung meist großer Gelenke. Oftmals sind das Knie oder die Hüfte betroffen. Die Erkrankung entsteht durch Abnutzung des Knorpelgewebes. In der Folge schaben die Gelenkflächen gegeneinander und verursachen dabei ggf. Schmerzen, Knacken und Reibegeräusche sowie eine eingeschränkte Beweglichkeit. Typisch sind zudem Schmerzen, die nach einer Bewegungspause auftreten.

Bei einer starken Zunahme der Beschwerden kann eine Operation am Gelenk helfen. Manche Betroffene sind mit einem künstlichen Knie- oder Hüftgelenk versorgt. Sie profitieren im Anschluss von einer verbesserten Beweglichkeit und relativer Beschwerdefreiheit.

Die Webseite der Deutschen Arthrose- Hilfe e. V. hält Informationen für Betroffene und Interessierte zum Thema Arthrose bereit.

Weitere Informationen zur Arthrose gibt das Bundesministerium der Gesundheit auf der Webseite „gesund.bund.de“.

Anhaltende Gelenkbeschwerden sollten fachärztlich begutachtet und behandelt werden.

Was langfristig hilft

Mehrere Personen unterschiedlichen Alters walken auf einem Weg.

Mit gezielten Maßnahmen können Betroffene die Muskulatur stärken, die Gelenkfunktion erhalten bzw. verbessern und so auch die Lebensqualität steigern. Regelmäßige körperliche Bewegung wie Schwimmen, Radfahren oder ein anderes moderates Ausdauertraining helfen, die Beschwerden langfristig abzumildern. Bei Übergewicht kann eine Gewichtsreduktion etwas Druck vom Gelenk nehmen und so auch Schmerzen abmildern.

Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) gibt gezielte Tipps und Anleitungen für Bewegungsangebote, die auch zu Hause durchgeführt werden können.

Was kurzfristig helfen kann

Ein Mann in Berufskleidung umfasst bei einer liegenden Person das linke Bein unterhalb des Kniegelenks und beginnt eine Beugebewegung.

Treten akute Schmerzen auf, ist dies ein Warnsignal. In diesem Fall helfen Bewegungspausen, um das Gelenk zu schonen. Zudem können gezielte Kälte- oder Wärmeanwendungen Schmerzen lindern. In einer solchen Situation ist eine fachärztliche Rücksprache sinnvoll. So kann eine schmerzlindernde medikamentöse Therapie besprochen werden, die für weitere Entlastung sorgen kann.

Eine ärztlich verordnete Physiotherapie unterstützt diese Maßnahmen. Sie kann mit speziellen Übungen zur Stärkung der gelenkumschließenden Muskulatur beitragen.

Asthma bronchiale

Icon der Lungenflügel

Asthma bronchiale ist eine chronische Erkrankung, welche anfallsartige Atembeschwerden verursacht. Durch verschiedene Reize wie kalte Luft, Pollen oder Staub reagieren die Bronchien (Atemwege) mit einer Schwellung der Schleimhäute. Zugleich steigt die Sekretproduktion. Bei einem akuten Atemnotanfall wird vor allem die Ausatmung schwerer und es bleibt Luft in der Lunge zurück. In der Folge kann weniger sauerstoffreiche Luft einströmen und der Lufthunger wird schlimmer. Typischerweise tritt ein Anfall nachts oder in den frühen Morgenstunden auf.

Einige Beschwerden für einen Atemnotanfall sind hier kurz dargestellt: 

Einen Anfall mitzuerleben, kann beängstigend sein. Für die betroffene Person kann sie mit der Angst zu ersticken einhergehen. Wichtig ist, Ruhe zu bewahren und der betroffenen Person zu vermitteln, dass der Anfall vorbeigehen wird und sie ihre Notfallmedikamente nutzen kann.

Was kurzfristig helfen kann

Ein junger Mann hält sich ein Dosieraerosol vor den Mund.

Was langfristig hilft

An einem Steg am Meer lehnt eine junge Frau am Zaun und hält das Gesicht in den Sonnenschein. Sie trägt einen Rucksack.

Menschen mit Asthma bronchiale erhalten eine fachärztliche Beratung und umfangreiche Informationen zur Therapie. Je nach Beschwerdegrad kann die medikamentöse Therapie angepasst werden. Betroffene lernen, welche Verhaltensweisen das eigene Anfallsrisiko senken und können z. B. Atemübungen erlernen, die vor allem die Ausatmung beruhigen und vertiefen.

Auf der Webseite des Deutschen Allergie- und Asthmabundes e. V. finden Sie unter anderem auch Anleitungen für Atemübungen.

Informationen zu Asthma bronchiale finden Sie auch auf der Webseite der Deutschen Atemwegsliga e. V.

Die Webseite patienten-information.de gibt Tipps für Angehörige und Freunde zum Umgang mit der Erkrankung im Alltag.

Cerebralparese

Icon eines Gehirns

Eine Cerebralparese (CP) wird durch Fehlfunktionen im Gehirn und zentralen Nervensystem (ZNS) verursacht. Sie verändert die Bewegungssteuerung, wirkt auf die Muskelspannung und die Motorik. Hinzu kommen Störungen im Gleichgewicht und bei der Koordination der Bewegungen.

Betroffene haben in den meisten Fällen Bewegungsstörungen, die von Muskelspastiken begleitet sein können (spastische CP). Weitere Symptome können sein:

Was langfristig unterstützt

Ein im Rollstuhl sitzender junger Mann lächelt. Seine Hände sind verformt, die Finger gekrümmt.

Menschen mit einer CP profitieren von einer lebenslangen Betreuung und Behandlung der bei ihnen auftretenden Symptome. Dazu gehören beispielsweise Ergotherapie und eine logopädische Unterstützung bei Sprech- und Schluckproblemen. Die Physiotherapie kann gezielt die Beweglichkeit trainieren und hinsichtlich individueller Bewegungsprobleme unterstützen. 

Im Alltag hilft das wiederholte Üben von alltäglichen Bewegungen und Aktionen, um eine gute Lebensqualität zu erlangen und zu erhalten.

Auf der Webseite des Netzwerks Cerebralparese e. V. gibt es weitere Informationen.

Chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD)

Icon der Lungenflügel

Die chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD) entsteht durch eine dauerhafte Schädigung der Bronchien und der Lunge. Verschiedene Faktoren bedingen eine anhaltende Entzündungsreaktion der Bronchien. Ein unangenehmer oftmals produktiver Husten, der nicht nur während eines Infekts auftritt, ist ein Zeichen dieser Entzündung. Im Verlauf der Erkrankung sind Veränderungen an den Lungenbläschen (Alveolen) möglich. Sie können überblähen und dadurch nachhaltig geschädigt werden. Ihre wichtige Funktion für den Gasaustausch können sie dann nicht mehr erfüllen. Man nennt dieses Phänomen Lungenemphysem.

Verschiedene Risikofaktoren können die Entstehung einer COPD begünstigen:

Durch die Erkrankung kann die Lunge Sauerstoff unzureichend aufnehmen. Zugleich wird Kohlendioxid nicht mehr in ausreichender Menge abgeatmet. Den Körperzellen fehlt langfristig lebenswichtiger Sauerstoff. Zusätzlich fällt die Atmung schwer, weil die Schleimhäute in den Bronchien anschwellen und die Atemwege verengen. Atemgeräusche und Husten gehören zu den üblichen Symptomen, die unter Belastung auch zunehmen können.

Was den Alltag für die Betroffenen schwierig macht

Individuelle Beschwerden lindern

Ein alter Mann mit Bart steht mit geschlossenen Augen im Grünen. Er hält die Nase in die Luft.

Die Behandlung einer COPD kann die individuellen Beschwerden der erkrankten Person lindern und die Lebensqualität verbessern. Ziel ist auch, ein Fortschreiten der Erkrankung zu verlangsamen und Atemwegsinfektionen vorzubeugen. Hilfreich ist, Faktoren, die eine COPD begünstigen, zu vermeiden. Dazu gehört etwa, mit dem Rauchen aufzuhören bzw. den Kontakt zu möglichen Risikofaktoren zu minimieren.

In der Behandlung der chronischen Erkrankung profitieren Betroffene von Medikamenten, die atemwegserweiternd wirken und inhaliert werden (z. B. Dosieraerosol). Zur Unterstützung kann die Gabe von Sauerstoff sinnvoll sein. Manche Betroffene benötigen eine zeitweilige Atemunterstützung. Sie nutzen, etwa nachts, ein Beatmungsgerät

Im späten Stadium einer COPD ist ein unabhängiges Leben kaum möglich. Jede Belastung und sei sie noch so gering, kann zu einer Verstärkung der Atemnot und weiterer Beschwerden führen. Betroffene benötigen deshalb selbst für geringe Anstrengungen, wie den Weg zur Toilette oder zur Körperpflege, Unterstützung.

Eine soziale Teilhabe ist in dieser Situation stark eingeschränkt.

Wie Sie passende Unterstützungsangebote finden können, zeigt die Webseite gesundheitsinformation.de.

Die Barmer informiert auf ihrer Webseite zur COPD und wie Symptome gelindert werden können.
Die Barmer informiert auf ihrer Webseite, wie eine Raucherentwöhnung gelingen kann.

Auf der Webseite gesundheitsinformation.de gibt es vertiefende Informationen zum Krankheitsbild COPD.

Depression

Icon einer am Boden hockenden Person, die den Kopf zwischen den Armen hält. Eine Wolke schwebt über dem Köper.

Eine Depression beeinflusst das Denken, Fühlen und Handeln. Wer an einer Depression erkrankt, befindet sich in einer anhaltenden gedrückten Stimmungslage. Betroffene geraten beispielsweise in ein dauerhaftes Stimmungstief und können sich daraus allein nicht befreien. Negative Gedankenspiralen und Antriebslosigkeit treten oftmals gemeinsam auf.

Einige weitere Aspekte der Erkrankung sind hier aufgelistet.

Eine Depression hat unterschiedliche Erscheinungsformen. Einige Aspekte sind hier dargestellt.

Bei einer unipolaren Depression wechseln sich beschwerdefreie Lebensphasen mit Phasen der Depression ab. Beschwerdefreie Lebenszeiten können eine längere Zeit anhalten. Eine depressive Phase kann Wochen bis einige Monate andauern. Die Mehrheit der an Depression Erkrankten lebt mit dieser Form der Erkrankung.

Bei einer bipolaren Depression kommen depressive und manische Lebensphasen vor. In der manischen Phase verspüren Betroffene einen starken Tatendrang. Sie haben ein geringeres Schlafbedürfnis und sind oft ruhelos. Manische und depressive Phasen wechseln manchmal ganz plötzlich.

Hilfe finden bei Depression

Eine junge Frau mit Sonnenhut sitzt auf einem Holzsteg an einem See. Das Licht ist stimmungsvoll.

Durch eine medikamentöse Therapie können Symptome der Depression wie Hoffnungslosigkeit, Antriebslosigkeit und Freudlosigkeit abklingen. Betroffene können den für sie möglicherweise schwierigen Lebensalltag bewältigen, obwohl sie dies in der depressiven Phase für unmöglich hielten.

Üblicherweise kommen Antidepressiva (sie gehören zu den Psychopharmaka) zum Einsatz. Diese Präparate sorgen für ein „normales“ Befinden – sind weder Beruhigungsmittel noch wirken sie aufputschend.

Eine Psychotherapie kann für Betroffene hilfreich sein, etwa um zu verstehen, wie eine negative Gedankenspirale entsteht und wie sie damit umgehen können. Wie Betroffene eine Psychotherapie erhalten können und welche verschiedenen Therapieformen es gibt, erläutert die Barmer auf ihrer Webseite.

Eine medikamentöse Therapie benötigt Zeit, da die Wirkung der Präparate verzögert einsetzt und eine Besserung nicht sofort oder innerhalb weniger Stunden oder Tage spürbar sein kann. Umso wichtiger ist es, dass Betroffene die Arzneimittel zuverlässig und langfristig einnehmen.

Menschen mit einer Depression befinden sich nicht ständig in der oben beschriebenen Situation. Sie wissen meist gut, welche Umstände das Denken, Fühlen und Handeln in eine depressive Phase gleiten lassen können. Sie entwickeln dafür ein Gespür. Therapeutisch begleitet können sie Strategien erlernen, um mit diesen Phasen besser zurecht zu kommen.

Gerade bei psychischen Erkrankungen ist auch für die Angehörigen Unterstützung wichtig. Scheuen Sie sich nicht, Hilfen von Beratungsstellen oder auch Selbsthilfegruppen anzunehmen.

Die Stiftung Deutsche Depressionshilfe und Suizidprävention bietet Unterstützung für Angehörige von Menschen mit Depression.

Der Bundesverband der Angehörigen psychisch erkrankter Menschen e. V. bietet telefonische Beratung und eine Datenbank mit Selbsthilfegruppen an.

Hilfe finden bei Suizidgedanken

Es kann gerade bei dieser Erkrankung vorkommen, dass eine Person Suizidgedanken äußert. Bleiben Sie in diesem Fall ruhig und halten Sie den Kontakt aufrecht. Eventuell benötigt die betroffene Person eine Soforthilfe durch einen Krisendienst oder in einer psychiatrischen Klinik.

Im Modul „Besondere Notfälle meistern“ erhalten Sie vertiefende Informationen für den Umgang mit psychischen Krisen, so auch bei Suizidgedanken.

Was im Alltag helfen kann

Manche Menschen profitieren von Unterstützung im Alltag, wie etwas Hilfe im Haushalt oder für den Einkauf. Hilfreich sind weitere Angebote, die soziale Kontakte aufrechterhalten oder Sport ermöglichen.

Tipps zum Umgang mit depressiv Erkrankten und vielfältige Informationen zu Hilfsangeboten bietet die Deutsche Depressionsliga e. V.

Die Webseite der Stiftung Deutsche Depressionshilfe und Suizidprävention hält umfangreiche Informationen zum Krankheitsbild Depression bereit.

Die Barmer informiert auf ihrer Webseite zu Selbstfürsorge und Therapien bei Depression.