Eine ältere Frau mit weißem Haar steht an der schottischen Küste und schaut auf das Meer.

Herausfordernde Situationen meistern

Damit herausfordernde Situationen und Konflikte nicht eskalieren, ist es hilfreich, ein Gespür für die eigene Stimmung und für Ihr Gegenüber zu entwickeln. Wir zeigen Ihnen einfache Techniken, mit denen Sie angespannte Situationen entschärfen können.

Kennen Sie Ihre Warnsignale?

Lautes Schmatzen, Müllgeruch oder Termindruck? Sicher wissen Sie schon, was Sie auf die Palme bringt. Viele Ärgernisse im Alltagsgeschehen können wir kompensieren. Was aber, wenn die Probleme größer sind oder das Gegengewicht fehlt? Dann drohen Überforderung, Erschöpfung und Frustration. Dies kann zu Grenzüberschreitungen führen. Achten Sie auf Ihre persönlichen Stressanzeichen, damit es nicht so weit kommt.

Hilfreiche Anregungen zur Entlastung für pflegende Angehörige erhalten Sie im Pflegecoach-Themenbereich „Ich bleiben“.

Warum ist mein Gegenüber so schwierig?

Versuchen Sie, die Ursache für herausforderndes Verhalten zu finden. Betrachten Sie Beleidigungen oder Aggressionen ganz nüchtern als hilflose Kommunikationsversuche. Dies ist ein konstruktiver Ansatz, der zur Frage führt: „Was willst du mir damit sagen?“. Oft steckt eine Botschaft hinter herausforderndem Verhalten, etwa: „Ich will das nicht“, „Ich habe Angst“ oder „Ich brauche jetzt Ruhe“.

Notieren Sie, in welchen Momenten es zu Konflikten kam. Schauen Sie immer mal wieder in diese Aufzeichnungen. Mit der Zeit erkennen Sie eventuell typische Anlässe oder Situationen, für die es eine Lösung braucht.

Wege zur Entlastung finden

Ein Mädchen sitzt neben einem Mann mit körperlicher Behinderung auf einem Sofa. Beide schauen ein Blatt Papier an.

Ein strukturierter Tagesablauf, sinnstiftende Beschäftigungen und soziale Kontakte helfen, eine positive Atmosphäre zu schaffen. Nicht zuletzt ist es wichtig, nach Möglichkeit immer wieder miteinander zu kommunizieren, damit Konflikte nicht wochenlang schwelen.

Auch wenn es angesichts enormer Belastungen zynisch erscheint, an Freizeit zu denken – suchen Sie immer wieder nach Möglichkeiten zur Entlastung. Nur so können Sie langfristig mit ausreichender Energie unterstützen.

Eine wertschätzende, nicht urteilende Sprache kann zu einer entspannten Atmosphäre beitragen. Schauen Sie sich die Formulierungen unten an. Was fällt Ihnen auf?

Trennende Sprache

Verbindende Sprache

Mit Worten für angenehme Vorstellungen sorgen

Mit Ihrem Wortschatz können Sie beeinflussen, welche inneren Bilder Ihre Äußerungen hervorrufen. Der Satz „Du musst jetzt mal etwas essen.“ könnte unangenehme Assoziationen von Pflicht („muss“, „jetzt“) hervorrufen. Geeigneter wären Worte, die etwas Positives vermitteln: „Hättest du Lust auf ein leckeres Mittagessen?“. Ein entspannter, ruhiger Tonfall hilft zusätzlich.

Bevor die Stimmung kippt

Die folgenden Techniken können Ihnen dabei helfen, eine drohende Eskalation abzuwenden.

Klicken Sie die Karten an, um mehr zu erfahren.

Setzen Sie eine Grenze mit einem Stopp-Signal. Mit ausgestreckter Hand und einem lauten Stopp-Ruf übermitteln Sie eine klare Botschaft.

Bauen Sie Nähe auf, indem Sie Verständnis zeigen: „Ich kann verstehen, dass du dich aufregst.“ Dies schafft Raum für eine gewaltfreie Lösung. Sprechen Sie leise und springen Sie nicht auf Provokationen an, die durchaus vorkommen können.

Reagieren Sie in bedrohlichen Situationen völlig unerwartet mit Singen, Pfeifen oder Tanzen. Je verrückter, desto besser! Diese Technik kann Ihnen wertvolle Sekunden verschaffen, um die Situation unbeschadet zu verlassen.

Darf ich mich bei einem körperlichen Angriff wehren?

Ja, dabei dürfen Sie aber nur das mildeste Mittel wählen, um die Gefahr abzuwehren. Das Ziel ist der Selbstschutz. Wenn eine Person etwa nach Ihnen schlägt, dürfen Sie die Arme festhalten und dann Abstand aufbauen. Es wäre nicht angemessen, zu einem Gegenangriff anzusetzen oder durch Schimpfworte die Gewalt fortzusetzen.

Sofortmaßnahmen wenn die Wut ansteigt

Eine Person wäscht ihre Hände in einem Waschbecken.

Schaffen Sie eine räumliche Distanz. Verlassen Sie nach Möglichkeit den Raum, damit sich Ihre Gefühlslage verbessern kann. Sie können sich dann ablenken, etwa indem Sie eine befreundete Person anrufen, aus dem Fenster schauen oder ein paar Schritte gehen.

Starke Reize können ebenfalls dabei helfen, negative Gefühle zu überwinden. Schlagen Sie auf ein Kissen, lassen Sie kaltes Wasser über Ihre Handgelenke laufen oder essen Sie ein sehr scharfes Bonbon.

Weitere Tipps finden Sie auch auf der Webseite pflegen-und-leben.de

Distanzierung kann helfen

Dr. Jana Toppe erzählt von hilfreichen Maßnahmen, die sie pflegenden Angehörigen in ihrer Beratungsstelle vermittelt.

Sie geraten an Ihre Grenzen und brauchen Hilfe? Werden Sie frühzeitig aktiv, da Beratungstermine und Maßnahmen zu Ihrer Entlastung oft mit Wartezeiten einhergehen. Manche Leistungen müssen zudem erst beantragt und genehmigt werden.