Eine ältere Frau steht am Küchenfenster und schaut glücklich ins Grüne.

Den Wohnraum an Pflegebedarfe anpassen

In der Unterstützung einer pflegebedürftigen Person können die eigenen vier Wände Barrieren aufweisen. Dies erschwert die häusliche Pflege und kann ein Sicherheitsrisiko darstellen.

Manchmal ist die Körperpflege im Bad mit einer hohen Sturzgefahr verbunden oder die Bewegung von einem Raum in einen anderen ist allein kaum noch möglich. In solchen und vielen weiteren Fällen kann eine Wohnraumanpassung zu mehr Sicherheit und Selbstbestimmung verhelfen.

Was ist eine Wohnraumanpassung?

Eine Wohnraumanpassung oder eine Maßnahme zur Verbesserung des individuellen Wohnumfeldes umfasst bauliche und / oder technische Veränderungen in den eigenen vier Wänden. Sie zielen darauf ab, die häusliche Pflege zu erleichtern und eine möglichst selbstständige Lebensführung der pflegebedürftigen Person herzustellen.

Wohnraumanpassungen tragen dazu bei, die Lebensqualität und Sicherheit von pflegebedürftigen bzw. mobilitätsbeeinträchtigten Personen zu verbessern. Die Maßnahmen können zugleich entlasten und beispielsweise eine körperliche Überforderung bei der Unterstützung einer pflegebedürftigen Person verringern.

Nehmen Sie sich etwas Zeit und notieren Sie, wann Sie im üblichen Tagesablauf bei einer Unterstützung der pflegebedürftigen Person merken, dass es beispielweise eine bauliche Hürde gibt. Überlegen Sie auch, was wäre, wenn es diese Hürde nicht gäbe.

Die eigene Wohnung kann das selbstbestimmte Leben erschweren

Eine Pflegebedürftigkeit kann das Leben zu Hause deutlich erschweren. Dies wirkt sich auf die Lebensqualität aus und verhindert häufig auch, dass sich der betroffene Mensch in die nähere Wohnumgebung hinaustraut.

Hier berichten mehrere Betroffene von ihren individuellen Barrieren, die sie zu Hause entdeckt haben.

Ein älterer Herr schaut in die Kamera.

Johann G., 76 Jahre, berichtet:

Ich habe Parkinson und bin manchmal wackelig auf den Beinen. Leider kann ich auch schlechter sehen, was vieles schwerer macht. Draußen nutze ich einen Rollator. In der Wohnung geht das nicht, weil es im Flur so eng ist. Erst vor wenigen Tagen bin ich auf dem Weg zur Toilette gestürzt, weil ich das Gleichgewicht nicht halten konnte. Ich kann mich nirgendwo richtig festhalten, und es ist auch ziemlich dunkel. Was gäbe ich für einen ebenerdigen Einstieg in die Dusche. Das würde auch meine Tochter entlasten, die mir bei der Körperpflege hilft.

Ein betagtes Ehepaar steht vertraut beisammen.

Beate M., 69 Jahre, berichtet:

Mein Mann ist an Demenz erkrankt. Wir merken, wie wichtig ihm die vertraute Umgebung ist. Ich habe Probleme, ihm zu vermitteln, dass wir unser Haus allmählich umbauen müssten. Unser Schlafzimmer ist zum Beispiel in der oberen Etage. Ich habe Angst, dass mein Mann dort an der Treppe stürzt. In der Küche gab es bisher noch keine Vorkommnisse, auch weil ich bisher immer rechtzeitig mitbekommen habe, dass er dort irgendwas machen wollte. Ich komme kaum noch zur Ruhe und lebe in ständiger Angst, dass etwas passiert und ich es nicht merke.

Portraitfoto einer alten Frau mit weißem Haar.

Charlotte K., 82 Jahre, berichtet:

Mein Mann ist vor zwei Jahren gestorben. Ich lebe allein in unserem Haus, was mir nicht leichtfällt. Inzwischen finde ich das Bad zu klein, weil ich mich dort mit meinem Rollator kaum drehen kann. Die Badewanne müsste raus, denke ich oft. Und ich komme nicht mehr an bestimmte Steckdosen, weil ich mich nicht gut bücken kann. Ich ärgere mich, weil mein Mann und ich versäumt haben, solche Umbauten schon vor Jahren vorzunehmen. Auch Türschwellen und der Zugang zum Garten machen mir zu schaffen. Wenn ich mich noch weniger bewegen kann, muss ich wohl ausziehen – das will ich aber nicht. Außerdem werde ich immer schwerhöriger. Ich höre keine Türklingel und selbst einen Rauchmelder nur schlecht. Meine Freundinnen standen da schon vor der Tür, und ich habe es nicht mitbekommen.

Eine junge Frau sitzt im Freien in ihrem Rollstuhl und lächelt in die Kamera.

Marie G., 28 Jahre, berichtet:

Aktuell wohne ich in einer Mietwohnung, die nicht barrierefrei ist. Seitdem ich den Rollstuhl brauche, ist das problematisch. Ich kann mich im Bad mit dem Rollstuhl nur in eine Richtung bewegen. Drehen geht nicht. Das macht das Umsetzen auf die Toilette richtig schwierig. Die Dusche ist mit einem Absatz abgetrennt. Ich brauche Hilfe, damit ich dort hinein- und herauskomme. In der Küche kann ich die Oberschränke nicht nutzen, weil ich dort nicht herankomme. Die Spüle kann ich nur seitlich erreichen. Wenn ich dort länger etwas mache, schmerzen meine Schultern. Und ich komme nur mit Hilfe in die Wohnung und heraus, das ärgert mich sehr. Eigentlich würde ich das gut allein schaffen. Aber es gibt einfach zu viele Hindernisse.

Einige Menschen mit Pflegebedarf reagieren schon bei der Erwähnung von Veränderungen im Wohnraum oder der Unterstützung mit Ablehnung. Machen Sie sich bewusst, dass jede Veränderung auch bedeuten kann, eine neue Situation zu akzeptieren. Dies ist für Betroffene ein schwieriger Prozess.

Eine Frau mittleren Alters steht mit einer Gießkanne in der Hand auf ihrem Balkon.

In einer Mietwohnung sind Absprachen notwendig, wenn Sie eine Wohnraumanpassung durchführen möchten. Es ist sinnvoll, frühzeitig die Vermieterin bzw. den Vermieter einzubeziehen. Vielleicht erhalten Sie sogar eine Unterstützung bei Ihren Plänen.

In einem Eigenheim lohnt es sich, vorab zu überlegen, welche Barrieren Sie beseitigen können, um möglichst unabhängig auch bei Pflegebedürftigkeit oder im höheren Alter dort leben zu können.

Wenn Sie eine Mietwohnung an Ihre Wohnbedürfnisse anpassen möchten, ist es sinnvoll, sich vorher mit der Vermieterin oder dem Vermieter abzustimmen und die getroffenen Vereinbarungen schriftlich festzuhalten. Klären Sie, ob Sie bei einem Auszug vorgenommene Umbauten wieder zurückbauen lassen müssen.