Die Kontrolle über die Ausscheidung zu verlieren, kann eine Lebenskrise auslösen und zu einem Rückzug führen, der das Miteinander stark belasten kann. Dabei ist es so wichtig, frühzeitig über die Inkontinenz zu sprechen.
Dem Tabu keine Chance lassen
Sprechen Sie die Inkontinenz an, auch wenn es schwierig sein kann, als nicht betroffene Person den ersten Schritt in das Thema zu wagen. Gerhard P. berichtet uns dazu Folgendes:
Gerhard P. berichtet:
Meine Frau hat sich immer mehr zurückgezogen, ist nicht mehr rausgegangen und Freunde konnten wir auch nicht einladen. Erst nachdem wir uns ausgesprochen hatten, wurde es besser. Jetzt gehen wir beide ganz offen mit der Inkontinenz um. Ich merke auch, dass wir uns wieder näher gekommen sind.
Um einen von einer Inkontinenz betroffenen Menschen zu unterstützen, ist es wichtig, gemeinsam einen Zugang in das Thema zu finden.
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Oft erschwert die Angst vor Vorurteilen, Ausgrenzung und Stigmatisierung, offen über eine Inkontinenz zu sprechen. Sich zu offenbaren, gibt jedoch Kontrolle zurück, denn man bestimmt, wem man Vertrauen schenkt und wem nicht.
Martha P. berichtet:
Es hat mir sehr geholfen, mit meinem Mann zu sprechen. Obwohl es schwer war, einen Anfang zu finden. Ich habe früher gelernt, dass man über das Thema nicht spricht und das kann man nicht so einfach vergessen.
In einer Partnerschaft gibt es noch weitere Hürden. Denn neben der Inkontinenz geht es auch um Sexualität.
Nutzen Sie einen entspannten Moment, um miteinander über dies besondere Thema zu sprechen. Denn eine Inkontinenz muss nicht zwangsläufig ein erfülltes Sexualleben beenden. Mit gegenseitigem Verständnis und der gemeinsamen Bewältigung der neuen Situation kann es gelingen, das Sexualleben trotz Inkontinenz lustvoll zu gestalten.
Sprechen Sie miteinander, denn das ist der erste Schritt. Wie Kommunikation gut gelingen kann, erfahren Sie im Thema „Verstehst du mich?“.
Sich seiner eigenen Grenzen bewusst werden
Zu erleben, wie sich eine Person einnässt oder unkontrolliert Stuhl ausscheidet, kann unterschiedliche Gefühle auslösen. Abneigung und Ekel können ebenso entstehen wie Übelkeit und Brechreiz. Wer ständig damit konfrontiert wird, dauerhaft in Alarmbereitschaft lebt, und zusätzlich Wäscheberge oder vielleicht sogar Verunreinigungen der Wohnung bewältigen muss, kommt automatisch irgendwann an seine Grenzen. Die Folge können Ungeduld, Frustration, Wut und Aggression bis hin zu seelischer oder körperlicher Gewalt sein. Dazu gehören ein liebloser Umgang mit der betroffenen Person, das Hinauszögern oder Verweigern von Unterstützung oder verbale bzw. körperliche Übergriffe.
- Geben Sie Pflegeaufgaben ab, bevor die eigene Belastungsgrenze erreicht ist. So schützen Sie sich vor zunehmenden Konflikten und bewahren ein harmonisches Miteinander.
Gerhard P. berichtet:
Einmal habe ich mich über Martha geärgert und sie etwas fester angepackt. Ich habe mich selbst kaum wiedererkannt. Martha war geschockt und hatte richtig Angst vor mir. Mir wurde damals klar, dass sich etwas ändern muss.
Tipp aus der Redaktion:
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„Ich pflege – auch mich“