Nicht nur körperliche Probleme können zu akuten Notlagen führen. Psychische Krisen entstehen aus Situationen heraus, die für die Betroffenen eine emotionale Überforderung bedeuten. Auslöser dafür können besonders einschneidende Ereignisse, Veränderungen der Lebensumstände oder auch bereits bestehende psychische Erkrankungen sein.
Anzeichen für psychische Krisen erkennen
Kennzeichen einer Krise ist immer, dass das Denken und Fühlen einer Person gestört ist. Abhängig von der Persönlichkeit und eventuell bestehenden psychischen Erkrankungen kann sich dies sehr unterschiedlich äußern. Auf jeden Fall aber weicht das Verhalten vom „normalen“ ab.
Einige Anzeichen, die auf eine akute Krise hindeuten können, finden Sie hier aufgelistet.
- Die betroffene Person wirkt sehr zerstreut, fahrig und kann sich nicht konzentrieren, keinen klaren Gedanken fassen.
- Die Person wirkt antriebslos. Es fehlt die Energie, sich zu beschäftigen.
- Die Person zieht sich immer mehr zurück.
- Die Person zeigt große Traurigkeit und Hoffnungslosigkeit, äußert das Gefühl innerer Leere.
- Es treten extreme Ängste bis hin zu Panikattacken auf.
- Die Person ist sehr angespannt oder erregt, zeigt vielleicht für Außenstehende nicht nachvollziehbare Verhaltensweisen.
- Die Person hat Wahnvorstellungen oder Halluzinationen.
- Die Person neigt zu Wutanfällen und aggressivem Verhalten gegen sich selbst oder andere Personen.
- Die Person äußert Suizidgedanken.
Mit einer psychischen Krise umgehen
Eine akute Krise kann einen Menschen so aus dem Gleichgewicht bringen, dass eine rasche Hilfe nötig wird. Nicht immer braucht es professionelle Unterstützung, auch die eigenen Ressourcen oder das nahe Umfeld können hilfreich wirken.
Lassen Sie die betroffene Person nicht allein. Bieten Sie Unterstützung an und signalisieren Sie, dass sie zuhören und die Krise ernstnehmen.
Suchen Sie am besten gemeinsam nach Möglichkeiten, Kräfte zu aktivieren, Stress abzubauen oder die Gedanken zu sortieren, so dass die Person sich der Krise gelassener stellen kann. Das kann jegliche Aktivität sein, die als angenehm und entlastend wahrgenommen wird und die sich vielleicht bereits in der Vergangenheit als hilfreich erwiesen hat. Manchen Menschen hilft es beispielsweise, die Wohnung aufzuräumen, um darüber auch die Gedanken „aufzuräumen“.
Tipp: Entspannungsübungen sind hier oft eher ungeeignet, da sie das „Gedankenkarussell“ befeuern können.
Wenn die betroffene Person zustimmt, können Personen aus dem Freundeskreis oder Familienangehörige, die einen guten Zugang zu ihr haben, informiert und hinzugezogen werden.
Auch Haustiere haben oftmals einen sehr positiven Einfluss.
Es gibt professionelle Anlaufstellen, die bei einer psychischen Krise weiterhelfen. Dazu gehört beispielsweise der sozialpsychiatrische Dienst des Gesundheitsamts oder eine psychosoziale Beratungsstelle. Auch Kliniken für Psychiatrie bieten Hilfe an.
Besprechen Sie auf jeden Fall mit der betroffenen Person, ob sie einer Kontaktaufnahme zustimmt, bevor Sie aktiv werden.
Wenn sich die Person aufgrund einer psychischen Erkrankung bereits in ärztlicher oder therapeutischer Behandlung befindet, sollten diese Fachleute informiert und um Unterstützung gebeten werden.
Eskaliert eine psychische Krise, scheuen Sie sich nicht, den notärztlichen Dienst anzurufen. Er kann eine medikamentöse Therapie einleiten und eine Einweisung in eine psychiatrische Klinik veranlassen.
Wenn Sie eine akute Selbst- oder Fremdgefährdung vermuten, rufen Sie lieber einmal zu viel den Rettungsdienst oder auch die Polizei.
Auf der Website der Barmer erhalten Sie Informationen zum Start in eine Psychotherapie.
- Wenn eine psychische Erkrankung besteht, die eine Krise auslösen kann, erstellen Sie gemeinsam einen „Notfallplan“, in dem Sie festlegen, welche Maßnahmen im Ernstfall ergriffen werden sollen.
Telefonische Gesprächsangebote
Ein besonderes Angebot ist das anonyme und kostenlose Gesprächsangebot der TelefonSeelsorge. Sie können es rund um die Uhr erreichen.
Für Kinder und Jugendliche, aber auch für Eltern, gibt es zudem ein kostenfreies Angebot mit dem Namen „Nummer gegen Kummer“. Neben einem telefonischen Gespräch ist auch eine schriftliche Onlineberatung in einem Chat möglich.